Chronik Feuerwehr Heiligenstein 1858 – 1969

 

Die Bürgerschaft in Heiligenstein war, wie in den Nachbargemeinden, für die Brandbekämpfung zuständig. 1775 besaß Heiligenstein 40 Feuereimer aus Leder, eine Feuerleiter, zwei Handschöpfer und zwei Feuerhaken. Eine zur damaligen Zeit übliche Form der Brandbekämpfung, der man bis in die zweite Hälfte des 19. Jahr-hundert treu blieb. Immer wieder ergänzte die Gemeinde die Löschgeräte. So ersetzte man 1847 die morschen Leitern, deren Beschläge für die neue Leiter Verwendung fanden.

Mit einer Portion Lokalpatriotismus beschleunigten die Gemeindeväter die Wasserversorgung. Die Gemeinde setzte vier Gulden Belohnung aus, für den Pferdebesitzer der als erster an das Wasserfass anspannte. Und wenn dann noch ein Heiligensteiner als erster in Berghausen war....

Um den Brandschutz in Heiligenstein zu verbessern, kaufte Heiligenstein 1859 eine Feuerspritze vom Uhrmacher und „Mechanicus“ Porth aus Speyer. Wenige Tage nach Anschaffung bestand die Spritze ihre Feuertaufe. Ein Zeitungsartikel vom 14. Juli 1859 zeugt vom ersten Einsatz der Spritze:

„... noch ehe die Maschinen anderer Gemeinden wegen größerer Entfernung zu Hilfe kommen konnten, wurde dem Elemente halt geboten und so die Wohnung gerettet. Wir haben alle Ursache, mit den Leistungen des Hrn. Porth sowohl hinsichtlich der guten und dauerhaften Arbeit, wie auch bezüglich des kräftigen und überwältigenden Wasserstrahls den die Maschine liefert zufrieden sein...“

Durch den Bau der Eisenbahn entstand 1865 im Bereich der heutigen Kneipp Strasse ein Teich, der als „Wasserloch“ den Älteren noch ein Begriff ist, bis 1892 entnahm man Löschwasser. Brannte es im Dorf, bildete man durch die Gärten eine Kette, um Wasser herbei zu schaffen.

Erst 1870 erließ die Gemeinde eine Feuerlöschordnung und Gründete die Freiwillige Feuerwehr. Als erster Kommandant wurde Ganggolf Hoffmann ernannt, der mit Peter Schall, den Brüdern Wilhelm I und Friedrich Dennhardt, dem Bürgermeister Wilhelm Dennhardt II und dem Beigeordneten Johann Müller die „Direction“ der Wehr bildete. Neben der „Direction“ waren noch weitere 131 Bürger in verschiedene Mannschaften eingeteilt. So gab es Mannschaften: ...“zur Besorgung und Leitung des Schlauches; die Pompiers zum löschen des Feuers; die Steiger zur Besorgung der Feuerleitern und Haken sowie deren Anwendung; zur Besorgung der Feuereimer und Bütten sowie das Wasser zu schöpfen und die Reihen anzuordnen; zum Retten und Aufbewahren der „Effcten“ und Mobilien“... Pferdebesitzer waren als Feuerreiter zum Alarmieren der Nachbarwehren und zum Ziehen der Feuerspritze eingeteilt. Ihr Domizil fand die Feuerwehr in der Heiligensteiner Straße, neben der Kirche. Die Feuerwehr konnte in dem recht kleinen Raum gerade die Ausrüstung unterbringen. Neben der Feuerwehr waren noch eine Arrestzelle der Ortspolizei und der Leichenwagen untergebracht.

Die Feuerwehr wurde zum festen Bestandteil der Dorfgemeinschaft. Die Wehrleute, und vor allem die Chargierten (Offiziere) genossen in der Bevölkerung großes Ansehen. Auch die Gemeinde zeigte sich bei der Versorgung im Einsatz großzügig. Der Wirt Jörg Schall stellte dem Bürgermeisteramt 36 Liter Wein und Räucherwurst, ...„für die Löschmannschaft die beim Brande des Anwesens Johann Weber geholfen haben“... in Rechnung. Ein Inspektionsbericht von 1875 berichtet über die Anschaffung einer Buttenspritze. An der großen Spritze von 1859 ersetzte man die Lederkolben.

Eine Verstärkung der Ausrüstung beschloss der Gemeinderat 1888. Mit einem Zuschuss vom königlichen Bezirksamt konnte die Gemeinde eine fahrbare Schiebeleiter, mit 12 Meter Steighöhe bestellen, und ein Jahr später in Empfang nehmen.

Ein großer technischer Fortschritt hielt 1892 in Heiligenstein Einzug. Am 27. November fand die feierliche Einweihung, der gerade vollendeten Wasserleitung statt. Voller Stolz ließ Kommandant Johannes Hammer die gesamte Mannschaft vor den geladenen Gästen antreten. Die Spritzen und Gerätschaften waren auf Hochglanz poliert. Mit einer vorbildlichen Angriffsübung demonstrierte die Wehr ihr Können und die Vorteile der Wasserleitung – den Leitungsdruck konnte man vorzüglich zum Betrieb der Strahlrohre einsetzen und das Löschwasser musste nicht mehr mit Eimerketten zur Spritze gebracht werden. Nun fehlten Schläuche und andere Gerätschaften, was zur Anschaffung eines Hydrantenwagen führte.

Zur damaligen Zeit besaßen nur die Offizieren eine komplette Uniform. Für die neun Offiziere der Wehr kaufte die Gemeinde 1895 neue Helme, die zur Kennzeichnung mit rot weißen Rosshaarbüscheln versehen waren. Die Ausrüstung der Mannschaften hingegen bestand aus einfachen Helmen und Steigergurten.

Kommandant Johannes Hammer erreichte 1896 die Altersgrenze und schied aus. Zum Dank für seine Dienste ernannte ihn der Gemeinderat zum Ehrenkommandanten. Zu seinem Nachfolger wählten die 138 Wehrleute Adolf Schultz. Die Ausrüstung umfasste bei seinem Amtantritt zwei Spritzen, eine fahrbare Leiter, einen Hydrantenwagen und tragbare Leitern. Nach nur vier Jahren endete seine Amtszeit, und Gabriel Heil III trat 1901 an die Spitze der Wehr. Im gleichen Jahr starb der Ehrenkommandant Johannes Hammer im Alter von 67 Jahren.

Zu dieser Zeit rüstete die Gemeinde ihre Feuerwehr mit einer neuen Handdruckspritze aus, da die Vorhandene inzwischen verschlissen war, und bessere Typen zur Verfügung standen. Auch auf das Wasserfass konnte durch die Wasserleitung verzichtet werden.

Unter dem Kommando von Gabriel Heil rückte die Wehr am 6. Februar 1903 zu einem verheerenden Großbrand nach Mechtersheim aus. Das größte Hindernis bei der Brandbekämpfung war die schlechte Wasserversorgung in Mechtersheim. Fuhrleute brachten Wasser aus Heiligenstein zum Löschen herbei. Bis in die Morgenstunden halfen 55 Feuerwehrleute aus Heiligenstein um die größte Gefahr abzuwenden.

 

Nach Gabriel Heil wurde Rudolf Baader 1904 zum Kommandanten gewählt. Im Frühjahr 1905 brannten innerhalb von drei Wochen ein Wohnhaus und eine Scheune nieder. Es gelang mit den Wehren aus Berghausen und Mechtersheim, die Nachbarschaft vor den Flammen zu bewahren. Ein weiterer Großbrand äscherte am 1. August 1907 eine Scheune ein. Aufgrund der zahlreichen Brände erhielt die Wehr 1908 einen weiteren Hydrantenwagen.

Neben der Ziegelindustrie war die Herstellung von Rohrmatten weit verbreitet. In der Rohrmattenfabrik von Konrad Moser entfachte am 6. August 1911 ein defekter Ofen das reichlich gelagerte Schilf.

Drei Jahre später brach der erste Weltkrieg aus. Voller Begeisterung und Zuversicht zogen die Soldaten ins Feld. Doch der Krieg forderte seine Opfer, und so wurden immer mehr Männer zum Militärdienst gerufen, darunter auch viele Feuerwehrmänner. Den Schutz vor dem Feuer zu organisieren, wurde immer schwieriger. 1915 trat Bürgermeister Gabriel Heil wieder an die Spitze der Wehr, Kommandant Baader war nun sein Stellvertreter. Alle noch verbliebenen Männer von 16 bis 60 Jahren wurden jetzt zum Feuerwehrdienst eingeteilt. So gelang es halbwegs eine funktionierende Feuerwehr zu erhalten.

Nach dem verlorenen Krieg ließ Bürgermeister Heil die Wehr durch den neuen Kommandanten Josef Sitzenstuhl neu organisieren. Es gelang trotz Besatzung und Generalstreik einen geordneten Feuerwehrdienst zu gestalten.

Zwei Jahre später, 1921, ehrte der Gemeinderat den Feuerwehrmann Johannes Lehr für 25 Jahre Feuerwehrdienst. Aus der Hand vom Bezirksbrandmann Jacobus erhielt er das Feuerwehrehrenzeichen für seine treuen Dienste. Erstmals ergänzte die Gemeinde nach dem Krieg mit zwei neuen Signalhörnern die Ausrüstung. Die Mannschaft der Pflichtfeuerwehr Heiligenstein war zu dieser Zeit 98 Mann stark. Die nächsten Jahre vergingen ohne größere Einsätze. Man schaffte neue Schläuche und andere Gegenstände an.

1926 löste Jean Stern den bisherigen Kommandanten ab. In seiner Amtzeit löste die Gemeinde die Pflichtfeuerwehr auf und gründete erneut die Freiwillige Feuerwehr. 1929 reichte die Gemeinde alle erforderlichen Unterlagen beim Bezirksbrandinspekteur Forler ein. Aufgrund von Inspektionsberichten aus den Jahren 1876 und 1878, die von mangelhafter Personalorganisation berichteten, betrachtete man im Bezirksamt das Jahr 1881 für das Gründungsjahr der Feuerwehr Heiligenstein, da aus diesem Jahr von einer guten Organisation der Wehr berichtet wurde. Obwohl die Feuerlöschordnung von 1870 erhalten blieb und auch dem Amt vorlag. Bei diesem Verwaltungsakt gingen alle Gründungsunterlagen der Feuerwehr Heiligenstein im Bezirksamt verloren.

Trotzdem wurde 1930 die Pflichtfeuerwehr Heiligenstein zur Freiwilligen Feuerwehr. Der bisherige Kommandant Jean Stern verließ in diesem Jahr Heiligenstein, zum Bedauern des Bürgermeisters und der Mannschaft. Zu seinem Nachfolger wähle man Peter Schall.

Ein Jahr später bestand die Wehr somit 50 Jahre. Als Auftakt der Feierlichkeiten hielt Heiligenstein die Bezirksversammlung am Sonntag, den 30. August 1931, ab 10 Uhr im Gasthaus „Zum Rebstöckel“ ab. Bürgermeister Schultz begrüßte als höchsten Gast an diesem Tage den Oberregierungsrat Platz.

Nach der Auszeichnung mehrerer verdienter Wehrleute verkündete er die geplante Anschaffung einer Motorspritze für den Bezirk Speyer-Land, da dem Bezirksamt noch 1.000 Reichsmark zur Verfügung standen. Wenn die Wasserverhältnisse geeignet wären, sollte die Motorspritze für Berghausen, Heiligenstein und Mechtersheim geliefert werden. Allerdings müssten auch die Gemeinden einen Zuschuss für die Spritze leisten. Zur Prüfung der Wasserverhältnisse war die Firma Vogel aus Speyer mit einer solchen Motorspritze angereist. Um „½ 2 Uhr“ schritten die Gäste zu einer Besichtigung der Wehr und der Vorführung der Motorspritze. Nach den Vorführungen fanden die Feierlichkeiten im Garten des Wirtshauses ihren Fortgang.

 

Bis zur Anschaffung einer Motorspritze sollten trotz allem noch sechs Jahre vergehen. Die Firma Balcke lieferte 1937 eine „Lafettenspritze“ mit Zubehör zu einem Preis von 3.200 Reichsmark.

 

Zwei Jahre später brach der zweite Weltkrieg aus. Wie im ersten Weltkrieg hinter- ließen die Einberufenen große Lücken in der Wehr, die man auch in Heiligenstein ab 1941 mit Hitlerjungen füllte.

Mit den Wehren aus Schifferstadt und Waldsee bildete Heiligenstein einen Bereitschaftszug, der mit Beginn der Bombenangriffe ab 1942 in den brennenden Städten Mannheim und Ludwigshafen zum Einsatz kam. Da die Feuerwehr Heiligenstein noch nicht motorisiert war, mussten Autobesitzer ihre Privatfahrzeuge zur Verfügung stellen.Durch Zuweisung erhielt die Wehr 1942 einen Tragkraftspritzenanhänger und 1944 zwei Schaumlöschgeräte der Marke Komet zur Verstärkung der Ausrüstung.

Nach Kriegsende requirierte die Besatzung alle intakten Gerätschaften der Wehr. Neben der Tragkraftspritze von 1942 beschlagnahmten die Truppen auch sämtliche Uniformen und die gesamten Schutzausrüstungen. Der bisherige Kommandant Peter Schall musste sein Amt niederlegen. Für ein Jahr führte die Wehr Theodor Maier, auf den 1947 Benno Kripp folgte .

Die verbliebene Lafettenspritze war durch die Kriegseinsätze beschädigt und nur noch bedingt einsatzbereit. So konnte die Wehr ab 1947 nur noch zu Einsätzen in Heiligenstein und Berghausen ausrücken. Die Feuerwehr wollte die leistungsstarke Lafettenspritze gerne erhalten, die Schäden waren jedoch so schwerwiegend, dass die Reparatur 1.005 DM gekostet hätte. Man entschied sich für eine andere Lösung. Um an Geld zu gelangen, verkaufte man den Spritzenanhänger von 1942 an die Stadt Schifferstadt und eine Handdruckspritze an einen Metallverwerter. Die Verkäufe ermöglichten es der Gemeinde 1950, eine neue Tragkraftspritze TS 4 der Firma Ziegler mit Transportwagen anzuschaffen. Im gleichen Jahr erhielt die Gemeinde einen Zuschuss von 700 DM zur Einkleidung der Wehrmänner.

Kommandant Benno Kripp legte 1951 sein Amt nieder. Philipp Schall übernahm die Leitung der Wehr. Bei seinem Amtsantritt war die Feuerwehr 38 Mann stark. Die Ausrüstung bestand aus dem Tragkraftspritzenanhänger, einer Handdruckspritze, drei Schlauchwagen, der fahrbaren Leiter, die heuer nach 64 Dienstjahren ausgemustert wurde, tragbaren Leitern und zwei Schaumlöschgeräten. Ein Jahr später richtete die Wehr erstmals nach dem Krieg den Kreisfeuerwehrtag aus.

 

Philipp Schall blieb bis 1954 im Amt, dann trat Karl Fischer seine Nachfolge an. Auch er war nur kurze Zeit im Amt und wurde 1955 durch Erwin Schweigert abgelöst, der 1956 eine Tragkraftspritze TS 8/8 mit Transportanhänger von der Firma Balcke in Dienst stellte.

 

Eine große Veränderung war 1960 die Motorisierung der Feuerwehr. Mit Hilfe einer Landesbeschaffung stellte die Gemeinde ein Tragkraftspritzenfahrzeug vom Typ Ford FK 1250 in Dienst.

 

Das Fahrzeug konnte im Gerätehaus nicht untergestellt werden. Seit längerer Zeit plante der Gemeinderat schon, eine neue Unterkunft zu errichten. Nach 90 Jahren verließ die Wehr 1960 ihr altes Gerätehaus und bezog im Rathaus ihr neues Domizil. Zwei Stellplätze standen dort zur Verfügung. Der erste Einsatz mit dem TSF führte die Wehr nach Berghausen. Am 14. Oktober 1961 brach beim Landwirt Heinrich Dörr ein Großbrand aus. Mit großer Mühe und dem Einsatz aller Wehrleute gelang es, die Nachbarschaft vor den Flammen zu schützen.

Nach neun Jahren gab Erwin Schweigert 1964, nach seiner Wahl zum Beigeordneten der Gemeinde, sein Amt auf. Kurt Hoffmann sollte der letzte Kommandant der Feuerwehr Heiligenstein sein. Ein Jahr später verkaufte die Gemeinde die letzte Handdruckspritze und trennte sich vom letzten historischem Löschgerät.

 

Nach fast 100 Jahren endete die eigenständige Geschichte der Feuerwehr Heiligenstein mit der Verwaltungsreform von 1969. Die Feuerwehren Heiligenstein, Berghausen und Mechtersheim wurden zur Feuerwehr Römerberg vereinigt.

 

Stand 22.04. 2001 Druckfassung.

   
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